Das Erlebnis zählt, nicht das Ergebnis… – Bericht vom Blauen Band der Schlei

Eine alte Dame ins Schlepptau genommen von zwei Herren in gutem Alter, ausgestattet mit einer Tüte Frikadellen, Hähnchenschlegeln, Brot vom Vortag, Käse mit den Namen „Der Blaue Barbier“, „Käpt’n Pauli“ und „Der kleine Korsar“, einem Taschenmesser mit einer Klingenlänge von 25mm und einzig und allein diesem Ziel vor Augen: Alma, die alte Dame, zum Tanz auf’s Parkett der Schlei zu führen.

Mit diesem Ziel vor Augen machten wir uns am frühen Freitagnachmittag auf die 430km lange Strecke von Münster über  Eickhöpen nach Schleswig an die Schlei. Von leichtem bis mittelschweren Zeitdruck verfolgt, fuhr unser Gespann bei bester Laune ins Abenteuer.
Auch das laut vom Käpt’n Marco aufgelegte Schönfeldtlied „Der Vorschotidiot“ konnte dem bis dahin echt spaßigem Käpt’n-Vorschoter-Verhältnis nur ganz kurz die Stimmung kappen, führte doch Scooters „Friends“ schnell wieder zur Versöhnung. Unsere alte Dame bekam von alldem nichts mit. Sie folgte uns zufrieden, von Spanngurten umarmt auf ihrem Trailer und im Windschatten schlummernd bis zum SSC in Schleswig.
Pünktlich auf die Sekunde fuhren wir auf das Clubgelände; wurden wir doch in der Auffahrt freundlich von dem gerade ins Auto gestiegenem und dem Feierabend entgegeneifernden Kranführer mit den Worten „Guten Abend, kranen ist erst wieder morgen früh möglich.“ begrüßt. Doch genau in solch prekären Situationen weiß ein Kapitän, der ein wahrlich echter Kapitän ist, natürlich sofort den richtigen Blick, die richtige Stimmlage und natürlich exakt die richtigen Worte zu wählen, um seinem Ziel, der alten Dame, seinem Vorschoter und sich selbst vor dem Tanz noch eine ruhige Nacht im sanft wogenden Wasser zu schenken, nachzukommen: „Och, das ist jetzt aber schade!“

Und prompt stellte der Kranführer seinen Motor ab, wies uns ein, hob die Alma zu Wasser, wünschte einen schönen Abend und bescherte uns die Abenteuerfortsetzung, die wir uns seit Planung ausmalten. Alma bekam noch ihre Takelage und dann widmeten wir uns in der Kajüte sitzend genussvoll dem blauen Barbier, Käpt’n Pauli, dem kleinen Korsar, dem Brot vom Vortag und ’nem guten Schluck Wein, untermalt von Lagerfeuergeknister der HD-Lagerfeuerapp. Die eingeblendete Dauerwerbung der App störte allerdings beträchtlich, so dass wir diese löschten und der Käpt’n kurzer Hand noch ein echtes Teelicht aus seiner Werkzeugkiste zauberte, bevor wir schließlich gänzlich das Licht löschten und in unsere Kojen stiegen.

Der gekenterte Jollenkreuzer in der Großen Breite auf der Schlei © Feuerwehr Fahrdorf

Morgens vom Wellenschlag gegen den Rumpf geweckt, vernahmen wir die erste frische Brise, die guten Wind verheißen ließ. Genau das Wetter, das wir uns für einen ordentlichen Regattatanz mit unserer alten Dame Alma erhofft hatten. 5-6 Windstärken waren angekündigt. Vor allem für den Käpt’n sollten diese Bedingungen zeigen, was man Alma noch zutrauen konnte oder was halt eben nicht. War sie wirklich eine alte Dame oder doch noch ein junger Hüpfer??? Eine Frage, die sich der Käpt’n und zwangsläufig auch sein Vorschoter stellte.  Frohen Mutes, tanzeswillig, aber trotzdem mit leichter Vorsicht und somit ohne Spinnakereinsatz starteten wir in den Wettlauf um das blau(-gelb)e Band der Schlei. Der Wind mit seinen Böen forderte bald auch seine Tribute – von Sonnenschüssen und Kenterungen mit Seenotrettungsboot-, Feuerwehr-, THW- und Helikoptereinsatz war alles dabei.

Doch unsere Alma hielt sich gut und vor allem auf der Kreuz Richtung Ziel ächzte die Alma kein Stück, sondern warf sich kraftvoll und elegant in die Wogen und tanzte im Rhythmus, den ihr Käpt’n ihr diktierte. Jede Wende bescherte uns somit ein kleines Stück Zutrauen in uns selbst und vor allem Vertrauen in das jeweilig andere Crewmitglied und unsere Alma! Unter gerefftem Segel und Sturmfock  segelten wir schließlich freudig und zufrieden noch 2 Stunden von der Ziellinie in Missunde zurück nach Schleswig. Die Siegerehrung hatte bei unserem Einlaufen bereits begonnen, doch wurden unsere Namen unter den Geehrten nicht verlesen, war doch klar, denn schließlich zählte das Erlebnis und nicht das Ergebnis 🙂 !!!

Andreas Bischoff

Hier der Ergebnisbericht

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