Gotland Runt und gleichzeitig die 1. Internationale ORCi doublehanded offshore Weltmeisterschaft.

Ein Bericht von Sverre Reinke, Co-Skipper auf der „Joint Venture“ mit Skipper Uwe Barthel

Das Wichtigste zuerst: es war ein geiles Rennen! Am Ende belegten wir nach berechneter Zeit den 8. Platz in der größten und schnellsten der drei doublehanded Gruppen. Aber von Anfang an…

Nachdem wir die „Joint Venture“ gute 3 Tage von Kiel nach Stockholm überführt hatten, wurden Uwe und ich wärmstens von den Schweden empfangen. Unser zugeteilter Liegeplatz wurde uns bereits im Vorfeld mitgeteilt. Dort warteten schon 2 der über 100 Helfer, die einzig für die WM zugeteilt waren, um unsere Leinen anzunehmen und uns beim Anlegen zu helfen.

Die 3 Tage Vorbereitung vergingen viel zu schnell. Kleine Probleme mit unserem Messzertifikat wurden souverän und fachgerecht gelöst. Durch eine super Zusammenarbeit der vor Ort befindlichen Hauptvermesser und unserem DSV -Kontakt, konnten wir aber alle Probleme schnell und unkompliziert lösen.

Der Start am Sonntagmorgen war dann eine Klasse für sich. Allein um zur Startlinie zu gelangen, mussten wir fast mehr Wegpunkte passieren, mehr als während der gesamten 350 nm Gotland Runt. Durch das Check-in über einen engen Korridor zur “set sail area”. Von da weiter in das Startvorfeld und schließlich zur Startlinie. Ein notwendiges Verfahren, um die ca. 60 kommerziellen Schiffe an unserer Startarea vorbeizulotsen.

Meist mit Wind von achtern ging es dann zunächst die 40 nm aus dem engen Schären Archipel. Uwe hat vor dem Start den Kürzeren gezogen und durfte bei den gut 50 Schiften im schmalen Fahrwasser den Spi von links nach rechts und zurückbugsieren. Lange Arme waren die Folge … 🙈

Bei mittlerem Wind um 12 kn erreichten wir am frühen Abend endlich die freie Ostsee. Nach und nach überholten uns die schnelleren Schiffe aus den später gestarteten Crewed-Gruppen. Mit einem „Am Wind-Kurs“ ging es in die erste Nacht, wobei die dunkelste Stunde eher vergleichbar mit dem Großstadtflimmern in Hamburg war. Sommer in Schweden halt.

Einige der insgesamt knapp 300 gestarteten Boote waren immer in der Nähe. So boten sich zahlreiche kleine Zweikämpfe mit diversen Booten von unserem direkten Konkurrenten, einer finnischen Dehler 30od, der Figaro 3, der Dehler 42 oder einer X 4.9, die ja immerhin über 6 m länger als unsere Dehler ist. Es wurde nie langweilig.

Am Montagmorgen erreichten wir die Nordspitze Gotlands. Es wurde ein langer Tag mit langsam zunehmenden Wind, aber ständig währender Kreuz entlang der kompletten östlichen Küstenlinie Gotlands. Keine Paradebedingungen für uns als kleinstes Schiff in der Gruppe, aber wir kämpften uns durch.

Am frühen Dienstagmorgen erreichten wir endlich die Südspitze der Insel. Der Wind hatte mittlerweile auf über 20 kn zugenommen. Kaum um die Tonne leuchteten unsere Augen auf. Unsere Logge kletterte von 6,5 auf über 10 Knoten. Wie bereits das gesamte Rennen, seit Verlassen der Schären, nutzten wir jede Minute zum schlafen und ausruhen. Wir wussten, wozu es noch gut werden sollte…

10 Knoten Speed waren uns bald nicht mehr genug, da geht doch noch was! In einem Kampf mit dem Element Wasser wechselten wir  zwischen Fontänen am Burgkorb auf den „Code Zero“. Dieses Mal hatte ich den Kürzeren gezogen 🌊. Kurz darauf schossen wir mit durchschnittlich 12 Knoten an einer Yacht nach der Anderen vorbei. Das Grinsen im Gesicht wurde langsam breiter… 😇

Beim Passieren einer Tonne vor Visby auf halber Höhe von Gotland saß uns die finnische Dehler noch im Nacken. Mehr Speed musste her. Schnell den „A5“ gesetzt, dann ein Müsli verputzt. Als der Autopilot mir bei 12-14 kn Bootspeed zum zweiten Mal eine Welle in meine Müslischüssel beförderte, reichte es! An die Pinne und los gings. Mit gut 14 kn im Schnitt waren die letzten 100 nm ein wahrer Genuss. Wir schossen durch die Gruppen der vor uns fahrenden Boote, bis auch diese nur noch kleine Punkte am Horizont waren.

Gegen 18:10 Uhr erreichten wir endlich die Ziellinie bei Sandham. Glücklich da zu sein, wurden wir wie gewohnt von 2 netten Helfern in Empfang genommen. Anschließend das obligatorische Welcome-Bier und ein herzhaftes Gulasch 😋

Am Mittwochabend wurden schließlich im würdigen Rahmen die Sieger geehrt. Chapeau und Glückwunsch an Jonas Sanoj und Till, den deutschen Kollegen auf der Hinden🥇, sowie Michael Hoefgen  und Max Gurgel  auf Lightworks 🥈, die sich in der Gruppe B direkt Platz 1 und 2 sicherten. Saustarke Leistung von euch 💪. In unserer Gruppe konnte die schwedische Zeus vor Joule und Jolene das Feld dominieren. Auch an diese einen großen Glückwunsch 🍾

Pünktlich zum Ende der Regatta kehrte auch in Schweden wieder der Regen ein und so machten wir uns wieder auf die 450 nm lange Rückreise. Es war eine grandiose Veranstaltung und alle Strapazen wert. Ganz ehrlich – dies war eine der besten Offshore-Regatten war, an denen ich bisher teilnehmen durfte.

Danke KSSS  für dieses tolle Erlebnis 😊

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