Mit der kleinen (alten) Dame auf (kleiner) Fahrt am großen (Steinhuder) Meer

Ein Bericht von der Holzboot Regatta „Auf der Holzplanke rund Steinhuder Meer“, an der Wolfgang Kruse am letzten Sonntag teilgenommen hat. Diesmal blieb sein P-Boot am SCD und der Korsar ging auf (kleine) Fahrt. 

Für den 10. Juli lud der Segler-Verein Großenheidorn (SVG59) zur diesjährigen Holzboot-Regatta auf dem Steinhuder Meer ein. Dabei geht es um eine „Runde“ auf dem Meer, bei der die Boote verschiedener Klassen gegeneinander fahren, ähnlich wie bei unserer Clubregatta. Zugelassen sind nur Holzboote, die älter als 25 Jahre sind, wobei auch formverleimte Rümpfe erlaubt sind.

Da der Großenheidorner Verein die 59 schon im Namen trägt, bot es sich an, dass wir mit unserem 59 Jahre alten Korsar meldeten. Als Vorschoter konnte ich vor einigen Wochen auf unserer Abi-Jubiläums-Feier in Bochum einen Schulfreund gewinnen, den ich zuvor viele Jahre nicht gesehen hatte und der inzwischen in Herford lebt. Gesegelt war er vor ca. 30 Jahren das letzte Mal, und auf dem Korsar saßen wir in der Zusammensetzung zum ersten Mal.

Meine Hoffnung, dass sich Rasmus ob solcher Voraussetzungen gnädig zeigt, wurde leider nicht erfüllt. Der für Samstagnachmittag geplante Fototermin für die angemeldeten hölzernen Schönheiten fiel dem kräftigen Wind zum Opfer, da niemand so recht Lust hatte, allein für die Fotos den sicheren Hafen zu verlassen. Der abendliche Vortrag zur Geschichte der zahlreich angemeldeten Hansa Jollen, die sich in bestem Zustand im Hafenbecken präsentierten, fand dann allerdings ohne uns statt, weil wir uns stattdessen von der Qualität unserer Hotelküche überzeugen wollten.

Am Sonntag war die Crew von „Nokomis“, (was in der Sprache der Ojibway Indianer „Tochter des Mondes“ heißt) pünktlich komplett. Das Auslaufen aus dem flachen Hafen des SVG59 gestaltete sich bei dem auflandigen Wind für einige, insbesondere ortsfremde Crews bereits schwierig, sodass wir bei einer Hilfestellung an einem anderen Boot in unserer Neo-Kleidung den Hafen erstmal zu Fuß erkundeten. Dadurch war unsere Ausfahrt Richtung Startfeld zwar etwas verzögert, aber problemlos. Von den 32 gemeldeten Booten starteten schließlich nur 21.

An der Startlinie kamen wir mit dem (für uns üblichen) akademischen Viertel Verspätung an, was uns aber immerhin noch einen Start im hinteren Drittel ermöglichte. Für die Startkreuz Richtung Mardorf setzte ich ganz auf Sicherheit und ließ den Vorschoter noch ohne Fock agieren. Hinter der ersten Tonne ging es dann aber auf einen langen Schlag Richtung Wilhelmstein, und wir segelten unter Genua und Groß, im Unterschied zu vielen anderen Booten ungerefft. Obwohl mein Vorschoter die Technik mit dem Trapez gerne mal ausprobiert hätte, empfand ich den Zeitpunkt für diese Premiere als ungeeignet, und er beschränkte sich darauf, mit dem Trapezgeschirr seine Bauchmuskulatur beim „Hängen“ zu entlasten. Leider kam der Wind auf dem Weg zum Wilhelmsstein, der bewohnten Insel im Steinhuder Meer, zu vorlich, um – ohne Vorschoter im Trapez – ins Gleiten zu kommen. Somit kämpften wir mit den anderen Booten im hinteren Drittel gegen die Wellen an, machten nur wenige Plätze gut und hatten genug Zeit, die Gegend kennenzulernen.

Die Gangart veränderte sich grundlegend, als wir Wilhelmstein gerundet hatten. Unsere kleine Dame hob dann sehr bald die Nase aus dem Wasser und es war uns eine Freude, in ausgiebigen Gleitfahrten das Feld von hinten aufzurollen. Von der Gegend haben wir dann nicht mehr viel mitbekommen, aber die hatten wir ja auf der Hinfahrt schon gesehen. Ich hatte versäumt, die Tracking App auf dem Smartphone zu starten und kann die Geschwindigkeit daher nur schätzen. Die Geräuschkulisse rund um den Schwertkasten ließ aber vermuten, dass wir unseren bisherigen Rekord von 12 kn Bootsgeschwindigkeit in den Böen wieder erreicht haben.

Unser Ehrgeiz war bei den Randbedingungen eher olympisch: dabei sein ist alles, und die kleine Dame im besten Alter heil über die Ziellinie zu steuern, schon sehr viel. Dass wir große Teile des Feldes am Ende auch mal von vorne gesehen haben, spiegelt sich nur bedingt in der Platzierung wieder. Weil wir mit einem Yardstick Wert von 103 auch wieder ordentlich nach hinten gerechnet wurden, haben wir nach berechneter Zeit Platz 13 belegt. Unser Spaß am Segeln war davon aber nicht getrübt, und wir hoffen, dass wir auch im nächsten Jahr zum 25. Jubiläum dieser Veranstaltung wieder dabei sind.

Sieger der Holzbootregatta 2022 wurden David Thiemann, Stephan Schweer und Torsten Gaubisch auf einem 20er Jollenkreuzer (R 1138). Den zweiten Platz belegten Manfred Möller und Heike Ritt mit ihrer wunderschönen M-Jolle, gebaut 1930. Für das älteste geplankte Schiff unter den ersten fünf erhielten sie auch den Buchpreis, der jährlich vom Freundeskreis Klassischer Yachten (www.FKY.org) für diese Regatta gestiftet wird. Den dritten Platz erreichten Bernd Metz und Johannes Schulz mit einer Weser Jolle, einem 1943 gebautem Kielschwerter mit 6,50 m Länge. Die komplette Ergebnisliste ist hier zu finden:

Bleibt zu hoffen, dass sich auch am Dümmer mittelfristig eine Veranstaltung (wieder-) etablieren lässt, die für Holzboote attraktiv ist. Genügend schöne Holz-Schiffe haben wir auf unserem Heimatrevier eigentlich, und es gab Zeiten, da kamen auch Gäste von weither zum Dümmer, um hier ihre Schätze zu präsentieren. Gleichgesinnte- auch von außerhalb des SCD -, die sich mit mir gemeinsam für diese Idee einsetzen wollen, können gerne mit mir Kontakt aufnehmen.

Wolfgang Kruse,

P 674 „Minnehaha“, Bj. 1967
& Korsar 2332 „Nokomis“, Baunummer 173, Bj. 1963

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