(Geschrieben von Wolfgang Kruse, im Mai 2024)
Der Plöner Segelverein von 1908 lud dieses Jahr wieder die P-Boote zum Plöner Schlosscup ein. Diese Veranstaltung litt in den letzten Jahren – auch coronabedingt – unter zu geringen Meldezahlen. Dieses Jahr sah das mit 12 Meldungen besser aus. Vom Hörensagen wussten wir, dass der große Plöner See ein sehr schönes Revier sein soll. Wir haben ihn aber noch nie mit eigenem Boot befahren. Der Regatta-Termin 4. und 5. Mai legte es nahe, ab dem 1. Mai einen Kurzurlaub einzuplanen, der genug Zeit für das Auskranen, Trailern und die Rückfahrt zum Dümmer bot. So hatten wir also schon früh gemeldet. Allerdings blieb der Posten des Vorschoters lange vakant, da meine Frau Helene klar das parallel stattfindende Familientreffen in Lübeck bevorzugte, bei dem unsere ältere Tochter mit Schwiegersohn und ENKEL (!!) die jüngere Tochter Clara besuchen wollte, die schon seit einiger Zeit in dieser schönen Hansestadt wohnt.
Für die Stammcrew von Minnehaha, unserem Vollholz 15er aus dem Jahr 1967, ist das Kranen und Trailern zwar nicht neu, – schließlich haben wir das Boot schon 28 Jahre -, aber viel Übung hatten wir in den letzten Jahren nicht. Und es ist natürlich schon ein gehöriges „Gerödel“, bis Minnehaha vom segelfertigen Zustand in der Box den Weg auf den Trailer findet. Aber auch das will mal wieder geübt werden, und so begannen wir nach einem schönen Segeltag am 1. Mai am darauffolgenden Nachmittag damit, den Trailer aus der Bootshalle zu holen, den Mast zu legen und den Kran am SCD vorzubereiten.
Im Unterschied zu den „Regatta-Profis“, die bei gelegtem Mast die Maststütze am Ruderbeschlag einhängen, habe ich mir vor Jahren eine Maststütze gebaut, die im Schiff stehen kann. Auf Wanderfahrten erlaubt das den Einsatz von Motor und Ruder bei gelegtem Mast. Eine Kombination, die den oben genannten Profis wenig nutzt, sich bei uns aber bewährt hat. Bei ruhigem Wetter war das Auskranen am Donnerstag schnell erledigt und das Boot für die lange Reise etwas sorgfältiger verpackt als für den sonst üblichen Transport über gut 2 km in das Winterlager nach Eickhöpen.
Am Freitag dauerte es dann doch bis mittags, bis unser „lake-side office“ am Dümmer offline ging und wir Richtung Plön aufbrachen. Die Fahrt führte uns früh genug an Bremen vorbei und ließ uns lediglich vorm Elbtunnel in Hamburg die Wochenend-rush-hour erfahren. Das Gespann hat zwar ein beachtliche Länge, da das P-Boot aber ohne Ballast daher kommt, sind die Massen überschaubar und auch mit normalen PKWs gut zu ziehen. Lediglich bei der Parkplatzauswahl auf den Rastplätzen muss man ggf. Abstriche machen.
Bild 3: Gespann startklar
Bild 4: Rastplatz zwischen LKWs
Die Fahrt von ca. 250 km verlief problemlos und wir erreichten Plön am späten Nachmittag. Wir hatten uns Tage zuvor im Verein als Revier-Neulinge angekündigt und wurden sehr freundlich empfangen. Der Kran des PSV 1908 war schon vorher im Einsatz und eine gute Stunde nach unserer Ankunft schwamm Minnehaha mit gesetztem Mast sicher vertäut in der zugewiesenen Box. Nach dem Einchecken im Hotel (so viel Luxus wollten wir uns gönnen…) stand dann noch ein Abstecher nach Lübeck auf dem Programm, wo wir uns um unseren Enkel kümmerten und der Generation unserer Kinder eine abendliche „Nachtwächter-Führung“ durch die Lübecker Altstadt ermöglichten. Insgesamt ein langer Tag, aber mit schönen Erlebnissen.
Am Samstag dominierte für mich dann das Regatta -Geschehen, während Helene sich per Zug wieder nach Lübeck aufmachte. Als Vorschoter hatte ich kurzerhand im Vorfeld einen WG Kollegen aus Clara’s Wohngemeinschaft in Lübeck gewonnen. Lukas brachte reichlich Regatta Erfahrung von Dickschiff-Regatten auf der Ostsee mit, hatte aber zuvor noch nie auf einem P-Boot gesessen. Seine Köpermaße und Fitness waren aber für die Position an der Vorschot ideal. Da sich die Trimm-Möglichkeiten auf unserem „Drei Leinen Schiff“ in engen Grenzen halten und wir ganz klar auf den Einsatz des Spinnakers verzichten wollten, war die Eingewöhnung an die neue Umgebung für Lukas schnell erledigt.
Zum geplanten Start der ersten Wettfahrt um 13 Uhr ließ aber der Wind auf sich warten. Das Feld von immerhin zwölf P-Booten und sechs H-Jollen fand sich am Startschiff ein. Der Wind blieb schwach und wegen vorhergesagt abnehmendem Wind verzog sich das Feld wieder in den Plöner Hafen. Der KV Vorsitzende Wolfgang Witsch mit Tochter Charlotte, die den großen Plöner See von früher gut kennen, ermunterten uns, trotz des schwachen Windes noch etwas das Revier zu erkunden. So wagten wir uns um die Ecke der Prinzen-(Halb-) Insel und fanden uns in einem Gebiet mit Untiefen und kleinen Inselchen wieder, die mich an Bilder aus der Halong Bucht in Vietnam erinnerten. Naja, Plön ist auch leichter zu erreichen….
Wir ließen uns reichlich Zeit für unseren Schwachwind-Ausflug und kamen gegen halb sechs wieder im Hafen des PSV an, bei inzwischen leicht zunehmenden Winden. Als sich mein Vorschoter gerade für die Rückfahrt nach Lübeck umziehen wollte und ich die Persenning ans Boot holte, gab es plötzlich den Aufruf, nun doch noch zu einer Wettfahrt auszulaufen. Eine sehr gute Entscheidung, denn der Wind stabilisierte sich und ließ eine faire Wettfahrt zu, die wir mit unser großen Genua gut bewältigen konnten.
Der Abend gestaltete sich so, wie man es bei einer Ranglistenregatten kennt: mit interessanten Gesprächen, einem sättigenden und leckerem Abendessen und hinreichenden Möglichkeiten, sich mit Getränken zu versorgen. Wegen der zu erwartenden Wettfahrten am Sonntag schwang sich Lukas bald in den Zug nach Lübeck und wir verholten uns zu ziviler Zeit in unser Hotel in Plön.
Am nächsten Morgen erfüllte sich die Wettervorhersage und der See begrüßte uns mit leicht böigem Südwest-Wind und einem angenehmen Mix aus Sonne und Wolken. Die Lust der Teilnehmer – bei den P-Booten tatsächlich alle männlich, bei den ebenfalls startenden H-Jollen überwiegend männlich – auf weitere Wettfahrten im Rahmen der ersten Ranglisten-Regatta des Jahres war offensichtlich. So eilten wir dem Konkurrenten-Feld hinterher ins Startgebiet und beteiligten uns an zwei weiteren Läufen, die sich für uns – wie zu erwarten – spätestens nach dem ersten Spi-Schenkel im hinteren Teil des Feldes abspielten. Wir blieben aber ganz gut an den sogenannten A-Booten mit Spi dran und ließen in jeder Wettfahrt die tapferen Mitstreiter hinter uns, die mit einem sehr stabilen GFK-Rumpf aus dem Hause der Neptun Werft (P 740) aus Hamburg angereist waren.
Der Wind legte in Böen immer weiter zu und wir waren froh, uns am Morgen für unsere mittlere Fock entschieden zu haben. Da uns die Platzierung auf dem vorletzten Platz nach drei Läufern ziemlich gesichert erschien, haben wir uns vor dem letzten Lauf beim Startschiff abgemeldet, um noch ein wenig „Spaß-Segeln“ zu betreiben. Ohne Spi war es uns auf den Raumschenkeln bislang nicht gelungen, Wind und Welle für Gleitfahrten zu nutzen. Das holten wir auf dem Weg zum Hafen nun nach. Ich wollte Lukas doch noch zeigen, wie gut und deutlich sich ein Boot ohne Blei-Ballast von seiner Heck-Welle verabschieden kann.
Der Verzicht auf die letzte Wettfahrt hatte auch den eingeplanten Nebeneffekt, dass wir vor der Mehrheit der anderen Boote wieder am Hafen waren und uns halbwegs entspannt zum Auskranen fertig machen konnten. Allerdings war bei diesem Wind der weitgehend ungeschützte Hafen mit deutlichem Wellengang versehen, sodass wir auch deshalb das Kranen zügig zu Ende bringen wollten und zur Abwechslung mal mit gestelltem Mast ausgekrant wurden. Aber auch das war überhaupt kein Problem, denn es gibt im Umfeld einer Regatta immer viele helfende Hände und der Kran in Plön wurde perfekt bedient. So stand unsere Minnehaha schon sicher wieder auf dem Trailer, bevor sich der Hafen mit dem restlichen Feld der P- und H-Boote füllte. Bis zur abschließenden Siegerehrung mit give-aways vom Plöner Verein und von der P-Boot Klassenvereinigung waren die Vorbereitungen für die Heimfahrt abgeschlossen, sodass uns auch der einsetzende Regen nicht mehr störte.
Auch wenn der sportliche Ehrgeiz mit einem P-Boot alter Bauart nicht der einzige Beweggrund für uns war, nach Plön zu kommen, will ich noch auf die Ergebnisse der Wettfahrt verweisen, die komplett bei Raceoffice zu finden sind: Den Schlosscup 2024 gewannen Christian und Steffen Höfer vom Breitling See in Brandenburg, Rex und Marino Rychlitzki von Werder an der Havel, ebenfalls Brandenburg wurden Zweite und den dritten Platz belegen Sven Düsener und Christoph von Buddenbrock, die vom Plöner See kommen, und mit einem vom Dümmer geliehenen Boot unterwegs waren. Damit gelang es dem PSV erfolgreich, eine Ranglistenregatta für die P-Boote durchzuführen, obwohl kein P-Boot vom Plöner See dabei war. Die Wettfahrtleitung und die Begleitcrew haben sehr gute Arbeit geleistet und wir fühlten uns auch mit einem Boot älterer Bauart auf der Bahn gut betreut.
Bild 10: Im Kran des PSV
Die Rückfahrt zum Dümmer war ebenso problemlos wie die Hinfahrt. Dank des Glasfaser-Ausbaus in den ländlichen Gebieten von Niedersachsen hatten wir für Montag wieder „lake-side-office“ eingeplant und die Rückfahrt ins heimische Ruhrgebiet auf Montagabend verschoben. Entsprechend kam Minnehaha noch für drei Tage in die Winterlager-Bootshalle, bevor wir sie am Himmelfahrt-Donnerstag wieder beim SCD in den Dümmer einsetzen könnten.
Resümee: Eine schöne Abwechslung zur Segelei auf dem Dümmer. Der große Plöner See beeindruckt unter anderem mit sehr klarem Wasser. Wir haben das Revier noch nicht vollständig erkundet, können uns aber gut vorstellen dort auch mal ein paar Tage Urlaub zu machen. Vielleicht in Kombination mit einer weiteren Regatta-Teilnahme, weil dann die Organisation von Liegeplatz und Krantermin einfacher zu regeln ist. Wir sind jedenfalls froh, die Option des Trailerns unseres Bootes mal wieder genutzt zu haben und möchten auch diejenigen dazu ermuntern, die das Regattieren auf fremden Revieren bisher nicht als Option gesehen haben. Die Trailer sind zum Trailern da!