Das Erlebnis zählt, nicht das Ergebnis – TEIL 2

Ein Regattaabenteuer von Marco und Andi

Unser Ziel in Teil 2: Die Teilnahme an der größten Katamaranregatta der Welt, die Ronde om Texel! Am 10.06.2023 sollte es soweit sein. Doch erstmal waren Marco und ich beim Entschluss im April 2023 erstmal schwer, ungelenkig und einfach ein wenig aus der physischen Form. Uns war völlig klar, wenn wir uns diesem Abenteuer stellen, müssen wir dringend an unserer Fitness arbeiten! Toll, dass es Youtube und Mady Morrison mit ihrem „Fullbody-Workout“ gibt! Marco wurde hart auf Diät gesetzt: nur noch Haferflocken, kein Brot! Andi versuchte mit minderem Erfolg auf Süssigkeiten zu verzichten. Doch die 2-3maligen Treffen pro Woche mit Mady führten zum gewünschten Erfolg. Mit den nach außen immer noch nicht zu 100% sichtbaren, aber gestählten und beweglichen Körpern, fingen am Donnerstag, den 08.06.2023,  mit dem Abtakeln des Katamarans am Dümmer die Vorbereitungen der Reise voller Vorfreude an. Doch sollte diese nicht lange halten: Bad News per Whatsapp von der Regattaleitung erreichten uns: „Die Umrundung von Texel ist aufgrund des niedrigen Wasserstandes auf der Wattseite nicht möglich!“. Welcher neue und mit Sicherheit unspektakulärere Kurs uns nun bevorstehen könnte, wurde zu dem Zeitpunkt nicht benannt. Naja, ein Abbruch der Unternehmung hätte keinen Sinn gemacht, also weiter nach Plan!

Vom Dümmer zur Übernachtung bei Andi in Rheine sind wir am Freitag nach einem gesunden Haferflockenfrühstück um 07:45Uhr Richtung Texel (ganz ohne Fahrt-Frikadellen (Diätauflagen wegen niedrigem Wasserstand!)) aufgebrochen, um schließlich nach einer problemlosen Fahrt inklusive Fähre gegen frühen Nachmittag beim Autoparkplatz am Paal 17 auf Texel anzukommen. Von hier ab war alles top organisiert! Die netten Einweiser warteten bereits auf die nach und nach vorfahrenden Gespanne mit Bootstrailern, um die beladenen Trailer von dort mit den teils riesigen Traktoren durch den Sand an den Strand zu ziehen. Weit mehr als 100 Katamarane warteten dort bereits auf eine letzte Trainingsfahrt, das Auftakeln oder einfach nur auf den Regattatag.  Wir legten unsere Rennmaschine dazu, stellten kurz den Mast und suchten dann aber erstmal unser Plätzchen für die Nacht: Eine gemütlichen Senke mitten zwischen Sanddornsträuchern inmitten der Dünen auf dem Campingplatz Kogerstrand in De Koog.

Nach kleiner Campingplatz-Erkundungstour für Marco, Mittagsschläfchen für Andi spazierten wir 45 Minuten am herrlichen Strand entlang, um schließlich zu unserer Rennmaschine zu gelangen und diese regattafertig aufzutakeln. Je zwei Texelbiere zu lockeren Beats auf dem Waves-Festival an Paal 17 und später am Zeltplatz aufgesetzte leckere Nudeln ohne Salz vom Campingkocher mit Pesto rundeten unseren Ankunftstag voller Zufriedenheit ab.

Regattatag: 7:00Uhr klingelte der Wecker, wach waren wir aber bereits vorher, Frühstück mit Müsli und ab mit dem Auto wieder zum Paal 17, letzte Handgriffe am Katamaran und schon begann um 09.00Uhr das Skippersmeeting mit höchst freudiger Nachricht: Wir fahren doch um die gesamte Insel!! Grandios!!  Um 11.30Uhr ist Start an einer 1,5km langen Startlinie, „gespannt“ zwischen dem großen Boot der Küstenwache und einem Fischkutter. Die Aufregung steigt. Zeit passt. Boot ins Wasser  –  die Brandung haben wir gut überwunden, ab Richtung Startlinie kreuzen und dann??? Na klar, 10 Minuten vor Start schmiss uns eine lehrbuchreife Patenthalse erstmal um. Wir nahmen es sportlich als Generalprobe für den Ernstfall.

Boot steht wieder, noch 5min bis zum Start und dann der laut ertönende Schuss: Es geht los! Gut losgekommen kämpften wir uns kreuzend durch die Wellen Richtung Nordspitze von Texel. Unsere Rennmaschine schneidet wie ein frisch geschärftes Wurstmesser den Knochenschinken die Wellen. Marco und ich hingen im Doppeltrapez und balancierten das Boot aus. Es läuft:  Kat-Segeln auf der Nordsee ist für uns beide zumindest lange her bzw. völliges Neuland. Und dann ein kleines Plong und eine leicht flatternde Fock – das Fockauge hatte „lebe wohl“ gesagt. Drei Einrollversuche scheiterten, also weiter mit bauchiger Fock: hielt aber!

Erste Zwischenmakierung im Norden passiert und dann segelten wir mit Vollgas ab in die „Waschmaschine“ zwischen den Inseln, um die Nordseite von Texel zu umrunden. Dies hieß höchste Konzentration für Marco, vor allem, da nach der Passage die Wattseite mit teils maximal 50cm Tiefe auf uns wartete. Und auf einmal wieder ein Plong: Beide Ruderblätter wurden hochgeschlagen. Es war hier also wirklich aufgrund des tagelangen Ostwindes so flach, wie angekündigt. Glück, dass wir die Schwerter zu diesem Zeitpunkt bereits hochgezogen hatten, vorgewarnt durch den ein oder anderen Kat in Sichtweite voraus, die scheinbar nicht rechtzeitig daran gedacht hatten.

Fahrt Richtung Südspitze: “Komm wir ziehen den Gennaker!”, gesagt getan, doch blöd, eine unvorhergesehene Böe ließ den Kat Richtung Luv schießen und Marco elegant den Pinnenausleger ins Großsegel stechen. Also war nun nicht nur die Fock defekt, sondern auch das Großsegel konnte ein schönes Loch vorweisen. Doch sollte auch dies uns nicht aufhalten!! Nachdem unsere Pulswerte ein paar entspannte Halsen später wieder normal zu sein schienen, zogen wir wieder den Gennaker – mit Erfolg und Standfestigkeit! Nur die Halsen unter Gennaker ließen wir sicherheitshalber noch sein und zogen diesen ein jedes Mal lieber ein. Für den Vorschoter war diese Passage ein richtiger Erholungskurs, so dass ich mich voll und ganz der kulinarischen Verpflegung vom Käpt’n widmen konnte und ihm in regelmäßigen Abständen Müsliriegel in mundgerechten Stücken in den Mund schob und kühle Getränke reichte.  Es lief nun einfach super…

Südumrundung mit Fährwasserkreuzung und schließlich auf der Meerseite wieder kreuzend Richtung Ziellinie auf Höhe vom Paal 17. Hier kam nochmal richtiges Regattafeeling auf. Unser Kat konnte seine Stärken ausspielen, so dass wir immerhin noch 3-4 Boote überholten, bevor wir glückselig ins Ziel segelten! Nach 4Stunden 19Minuten hatten wir als 184igste Texel einmal umrundet und stellten nach der ersten Analyse mal wieder fest: Das Erlebnis zählte, nicht das Ergebnis!

Bericht Andreas Bischoff / Bilder Andreas Bischoff und Marco Müldner

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